Northeim (red). Bankfilialen, Kindergärten und Mehrfamilienhäuser: vor kaum etwas hat das Unwetter am Donnerstagabend in der Region Halt gemacht. Innerhalb kürzester Zeit sind unzählige Keller vollgelaufen, Straßen überflutet worden und Dutzende Bäume im Landkreis Northeim umgestürzt. Rund 2000 Sandsäcke wurden im Kreis Northeim befüllt und eingesetzt. Die wohl einzig gute Nachricht dabei: Personen wurden nach ersten Informationen nicht verletzt.
Das Unwetter hatte sich mit einer pechschwarzen Front aus Richtung Kassel kommend angekündigt und ab 17.30 Uhr für erste Einsätze gesorgt. Von Bodenfelde aus gingen über Uslar und Hardegsen in den weiteren Landkreis erste Notrufe ein. Zwischenzeitlich wurden im Minutentakt weitere Feuerwehren alarmiert, die Telefone in der Integrierten Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst in Northeim waren dauerhaft am klingeln. Die Folge: Die Leitstelle ist in den Vollbetrieb mit sieben Disponenten und zwei Lagedienstführern gegangen. 239 Notrufe wurden von 17 bis 23 Uhr abgearbeitet.
Mehr als 300 Kräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk hatten bis in die Nacht rund 250 Einsatzstellen abzuarbeiten. Im Stadtgebiet Einbeck wurden in mehreren Ortschaften Gebäude gegen die Wassermassen gesichert. Dazu kam auch die Kreisfeuerwehrbereitschaft 1 mit einer Sandsackfüllmaschine zum Einsatz. Hier hat zudem die Johanniter-Unfall-Hilfe mit technischem Gerät und Verpflegung unterstützt.
Alleine in Hardegsen fielen innerhalb von 30 Minuten rund 70 Liter Regen vom Himmel. In der Folge lief Wasser in eine Bank und bahnte sich seinen Weg bis in einen Tresor. Insgesamt waren die Regenmengen zu viel für die Böden, zu viel für die Kanalisation. In Nörten-Hardenberg floss in einem Kindergarten ein förmlicher Wasserstrom durch eine Decke, viele Gebäude wurden auch hier mit Sandsäcken gesichert. Inwiefern es hier Einschränkungen in der Kinderbetreuung gibt, ist unbekannt.
Vereinzelt gab es Probleme mit der Stromversorgung, unter anderem in Teilen des Stadtgebiets Einbeck. Probleme machte offenbar in Folge des kräftigen Gewitters landkreisweit auch das Mobilfunknetz. Im Stadtgebiet Hardegsen gab es zudem einen Kurzschluss in einer Trafostation verbunden mit starker Rauchentwicklung. In Düderode und Hardegsen sind die Freibäder von Schlamm bedroht worden, im Falle von Hardegsen ist offenbar erst ein mehrtägiger Arbeitseinsatz bis zur Wiederöffnung notwendig.
Da in kürzester Zeit der gesamte Landkreis vom Unwetter betroffen war, hat Kreisbrandmeister Marko de Klein am späten Nachmittag seinen Stab Flächenlagen einberufen. Dort wurden zentral Daten erfasst, Lagebilder erstellt und zentrale Unterstützung seitens der Kreisverwaltung koordiniert. In die dafür notwendige Technik, unter anderem in redundant arbeitende Telekommunikationstechnik, Computer, diverse multifunktionale Bildschirme, Videokonferenztechnik, Satellitenanbindungen und mehr hat die Kreisverwaltung in den vergangenen Jahren umfangreich investiert. Sie kam am Donnerstagabend erneut zum Einsatz.
„Sturm mit umstürzenden Bäumen, Gewitter und vollgelaufene Keller in Gebäuden, in denen die Stromversorgung noch läuft, sind besondere Gefahren. In der Bilanz sehen wir heute deutlich, dass die Feuerwehren nicht nur schnell, sondern auch sehr umsichtig geholfen haben. Sie haben trotz der Brisanz einen kühlen Kopf bewahrt. Das zeugt von einem hohen Ausbildungsstand und bei über 300 Einsatzkräften bis in die Nacht von einer schier grenzenlosen Bereitschaft, anderen in Not zu helfen. Dafür bin ich sehr dankbar und danke allen Beteiligten inklusive den Mitarbeitern unserer Einsatzleitstelle sehr herzlich“, sagt Kreisbrandmeister Marko de Klein. „Unsere Rettungskräfte sind zur Stelle, wenn es drauf ankommt.“
Der Deutsche Wetterdienst warnt für den laufenden Freitag weiter vor Starkregen mit bis zu 35 Litern pro Quadratmeter. Vereinzelt können im Landkreis Northeim noch Straßen gesperrt sein, unter anderem sind in Katlenburg und Einbeck weitere Bäume umgestürzt. In Katlenburg wurde dabei ein Fahrzeug von einem Baum getroffen. Die Verbindungsstraße von Katlenburg nach Lindau ist voll gesperrt.
Foto: Kreisfeuerwehr