Northeim (red). Der Tagestreff Oase und die Wohnungsnotfallhilfe in Northeim bestehen in diesem Jahr seit 25 Jahren. Einerseits ein Grund, ein Jubiläumsfest zu feiern – andererseits einmal mehr ein Anlass, das Thema Armut näher zu beleuchten. „Trotz der Pandemielage hatte der Tagestreff 2021 an 271 Tagen geöffnet. Wir hatten in dieser Zeit etwa 9.000 Besucherkontakte, insgesamt 537 Einzelpersonen. Im Vergleich dazu waren es 2019, vor der Pandemie 15.464 Besucherkontakte an 363 Öffnungstagen und 501 Einzelpersonen.
Sie sehen: Der Bedarf ist nach wie vor sehr groß“, erklärt Beate Wernicke, Diplom-Sozialarbeiterin, vom Tagestreff Oase der Diakonischen Gesellschaft Wohnen und Beraten an der Hagenstraße 18. Und ihre Kollegin Melanie Bogedain, ebenfalls Diplom-Sozialpädagogin, ergänzt: „Unsere Arbeit ist sehr vielschichtig. Wir bieten im Tagestreff ein warmes Mittagessen, Getränke oder eine Tageszeitung, unterstützen bei Behördenangelegenheiten oder persönlichen Problemen. Aber vor allen Dingen sind wir Gesprächspartner, hören aufmerksam zu und verurteilen nicht.“
St. Sixti-Pastor Stefan Leonhardt pflichtet bei: „Armut kann jeden treffen – durch Verlust des Arbeitsplatzes, durch Krankheit oder andere Schicksalsschläge. Wir haben als Kirchengemeinde viele Berührungspunkte, möchten gemeinsam für dieses Thema sensibilisieren und haben uns in Kooperation einige Veranstaltungen für das Jubiläum einfallen lassen.“ Den Anfang macht besondere Ausstellung ab dem 4. März in St. Sixti.
Jeder hat davon gehört und gelesen und kennt vielleicht auch entfernt jemanden, der von Hartz IV lebt. Leben muss. Doch welche Geschichte steckt hinter den Menschen von nebenan? Wie kam es dazu, dass sie Hilfeleistungen in Anspruch nehmen müssen? Und wie geht es ihnen damit?
Auf diese und andere Fragen versucht die Ausstellung „Armut ist anders – Leben mit Hartz IV“ aus Mannheim, die am Freitag, 4. März, um 15 Uhr in der St. Sixti-Kirche in Northeim eröffnet wird, Antworten zu finden. Sie zeigt die Menschen hinter den Statistiken, lässt sie zu Wort kommen, will nachdenklich machen, berühren, mit Vorurteilen aufräumen und allen Interessierten die Möglichkeit bieten, sich mit dem Thema Armut auseinanderzusetzen. Ergänzt wird die Wanderausstellung in Wort und Bild, die bis zum 7. April in St. Sixti zu sehen sein wird, um vier Lebensgeschichten von Menschen aus Northeim, die bereit waren, sich zu öffnen und von ihrem Leben mit Hartz IV zu erzählen.
Die Initiatoren der Ausstellung beschreiben: „Es kommen starke, interessante Menschen zu Wort, die mit offen über ihre Lebenssituationen sprechen. Menschen, die trotz materieller Armut reich sind an Erfahrung, an Energie, die sich engagieren für andere in gleicher Situation. Menschen, die in ihrem Leben schon vieles geleistet haben.“ Anmeldung zur Ausstellungseröffnung am besten bis zum 21. Februar per E-Mail an
Jubiläums-Termine (soweit es die Corona-Situation zulässt):
- 04.03. Ausstellungseröffnung um 15 Uhr in St. Sixti
- 23.03. Vortrag und Diskussion zum Thema „Leben mit Hartz IV" mit Beate Wernicke und Melanie Bogedain in St. Sixti um 19.30 Uhr in St. Sixti
- 27.03. Kabarettabend mit Norbert Hammermeister, dem „Kleinen Kirchenfreund“
- 03.07. Jubiläumsfest mit Gottesdienst
- 03.09. Flohmarkt
Angebote des Tagestreffs Oase
* Basisangebote zum Selbstkostenpreis wie Getränke, Frühstück, Mittagessen oder die Nutzung von Wäschetrockner, Dusche oder das kostenlose Angebot der Kleiderkammer
* Information und Tagesgestaltung wie Kontakt und Gespräche, Aufenthalt und Ausruhen, Internet-, Fax- und Telefonbenutzung, Gemeinschaft und Spiele
* Sozialberatung, Vermittlung und persönliche Hilfe, auch bei der Antragstellung und der Klärung von Zuständigkeiten, in Fragen zum Wohnen und der Unterkunft und vieles mehr.
Entstehung des Tagestreffs:
Von der Wärmestube zur Oase: Winter 1994/1995 - Eröffnung der Wärmestube im Diakonischen Werk als ehrenamtliches und ökumenisches Projekt mit 20 Ehrenamtlichen.
Winter 1995/1996 - Weiterführung im Gemeindehaus der St Sixti Gemeinde
Durch die tatkräftige Arbeit der Ehrenamtlichen der Wärmestube und in Zusammenarbeit mit der Stiftung Wohnen und Beraten (jetzt Diakonische Gesellschaft Wohnen und Beraten mbH) ist es gelungen, den Tagestreff Oase in Northeim zu initiieren, sodass am 23.12.1996 die Oase provisorisch in der Hagenstraße 18 eröffnet werden konnte.
23.12.1996 - provisorische Eröffnung des Tagestreffs
Februar 1997 - offizielle Eröffnung des Tagestreffs
Foto: Oase