Northeim (red). Kirche kann auch lustig sein. Das bewies Norbert Hammermeister alias „Der kleine Kirchenfreund“ in St. Sixti in Northeim, wo er sein Publikum teils zu überbordendem Kichern, ebenso aber auch immer wieder zum tiefen Nachdenken brachte. Der Abend war eine Jubiläumsveranstaltung zum 25-jährigen Bestehen des Tagestreffs „Oase“. Hammermeister selbst war bis vor zwei Monaten in der Kirchenkreissozialarbeit im Harzer Land tätig – oder wie er es ausdrückte: „Ich war 30 Jahre lang Kirchenkreissozialklempner.“ Im Publikum saßen außerdem viele geladene Ehrenamtliche aus der Kirchengemeinde. Ihnen widmete Norbert Hammermeister gleich zu Beginn seinen Song über die „Ehrenamtsleut“, sozusagen ein Loblied auf ihren unermüdlichen Einsatz und ihre so wichtige Arbeit.
Weiterhin offenbarte er in seinem Song „Ich war noch niemals in Northeim“, dass auch Udo Jürgens („Ich war noch niemals in New York“) diese beste und schönste aller Städte und tollste aller Kirchengemeinden im Sprengel Hildesheim-Göttingen geliebt und besungen hätte. Frei nach Rio Reiser („Wenn ich König von Deutschland wär´“) überlegte er anschließend, wie er die Kirche aufwirbeln würde: „Wenn ich Superintendent wär´…“. Zum Beispiel würde er moderne Multifunktions-Mähroboter anschaffen, die ihre kostengünstige Arbeit auf dem Kirchenrasen sonntagsmorgens kurz unterbrechen, um auch noch im Gottesdienst die Kollekte einzusammeln, was unglaubliches Einsparpotenzial birgt.
Nachdem er mit einer auf „O. A. S. E.“ umgedichteten Version von „Y. M. C. A.“ die Mitarbeiter der Oase besang, ging es auch um Bildungs- und Sozialpolitik und hier ganz besonders um Gerd Schröder, der das Leben für viele sozial schwache Menschen ebenso schwerer gemacht hat, wie er es sich selbst als Schoßhündchen von Putin gerade leichter macht.
Von da an wurde der Ton deutlich bissiger. Hammermeister betonte, dass die Umsetzung des Hartz IV-Konzeptes mit der Gründung vieler Tafeln einherging, verurteilte den Angriffskrieg auf die Ukraine scharf und ging auf das Leid von Flüchtlingen ein, um dann an Christen zu appellieren, Brot zu teilen und zu helfen. In einem weiteren Song stellte er bitterböse dar, was wohl passiere, wenn alles „Ausländische“, also alle Rohstoffe und Erzeugnisse unser Land plötzlich verließen. Selbst Christus würde dann hier nicht mehr gesehen werden.
Nach diesem „dark turn“ galt es nun, die gedrückte und gedankenvolle Stimmung aufzuhellen, was dem kleinen Kirchenfreund mit „Ganz in weiß“ von Roy Black gelang, nur dass es in seinem Text eben um gehortetes Klopapier ging, mit dem einige Menschen sich ja immer noch auf den Fortgang der Pandemie oder Lieferengpässe vorbereiten. Insgesamt war es ein Abend, der herzliches Lachen mit bitteren Denkanstößen verband und so als vielschichtiges Kirchenkabarett in Erinnerung bleibt.
Foto: Steigertahl