Northeim (red). Der Landkreis Northeim ist Untersuchungsregion im Vorreiterprojekt. Das Projekt untersucht erstmals das Leben anerkannter Geflüchteter in ländlichen Regionen. Dazu findet eine Bürgerbefragung durch Wissenschaftlerinnen der Technischen Universität Chemnitz statt.
Immer mehr ländliche Regionen stehen vor den Herausforderungen Flüchtlingshilfe und steigen-de Integrationsaufgaben zu bewältigen. Herausforderungen, die bis dahin eher Ballungsregionen betrafen und dort wissenschaftlich erforscht wurden. Erkenntnisse zur Integration von geflüchteten Menschen in ländlichen Regionen fehlen.
Dies zu ändern, ist das Ziel des Forschungsvorhabens zum Zusammenleben mit anerkannten Geflüchteten in ländlichen Regionen an dem die Technischen Universität Chemnitz, die Universitäten Erlangen-Nürnberg und Hildesheim sowie das Thünen-Institut forschen. Der Landkreis Northeim und sieben weitere Landkreise in vier Bundesländern (Bayern, Hessen, Niedersachsen und Sachsen) beteiligen sich an dem vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderten, dreijährigen Projekt.
„Die ländlichen Regionen Deutschlands sind ganz unterschiedlich mit den Herausforderungen umgegangen. Die Reaktionen variieren erheblich von kurzfristig orientierter Nothilfe bis hin zu langfristig angelegten Integrationskonzepten“, erläutert Projektleiter Dr. Peter Mehl vom Thünen-Institut. Die Kernfragen des Projekts sind: Welche spezifischen Herausforderungen und Chancen bietet die Zuwanderung von Geflüchteten für ländliche Entwicklung? Wie wird Zuwanderung von der Lokalbevölkerung bewertet, und wie beurteilen Geflüchtete ihre ländlichen Wohnorte? Wie reagieren Lokalpolitik und -verwaltung auf Zuwanderung und welche Rolle spielt zivilgesellschaftliches Engagement? Als Ergebnisse werden praxisnahe Empfehlungen, wie die Integration und das Zusammenleben in ländlichen Regionen gelingen kann, für die Politik und die kommunalen Verwaltungen erarbeitet.
Neben Gesprächen mit Vertreterinnen und Vertretern der Kommunen und Landkreise, Bildungseinrichtungen, ehrenamtlicher Initiativen sowie Wirtschaftsverbänden sind eine schriftliche Befragung der Lokalbevölkerung sowie Gespräche mit anerkannten Geflüchteten geplant. Damit wollen die Forscher ein möglichst vielschichtiges Bild zum Zusammenleben und den Bedingungen einer gelingenden Integration erhalten. Ab Mitte März 2019 werden 500 Bürgerinnen und Bürger eingeladen in fünf Kommunen des Landkreises ein an der schriftlichen Befragung teilzunehmen (www.gefluechtete-in-laendlichen-raeumen.de).
Foto: Silke Hachmeister