Hollenstedt (red). Eine bunte Mischung von Frauen aus Stadt und Land mit unterschiedlichen politischen Einstellungen und Erfahrungen zum Thema “Frauen in Führungspositionen“ hatten am Freitag, dem 30. August nicht nur viel Freude am lebendigen, mit viel Humor vorgetragenen Eingangsreferat der Superintendentin Stephanie von Lingen aus Northeim, sondern auch am fast dreistündigem intensiven Austausch miteinander.
Nach einem kurzen Hinweis auf die historische Entwicklung vom Erringen des Wahlrechtes bis zur Teilhabe an Leitungsfunktionen von Frauen heute, betonte die Superintendentin die Notwendigkeit weiblicher Vorbilder. Sowohl beruflich als auch familiär. „Für mich war das sicherlich unsere erste Landesbischöfin Margot Käßmann, aber auch meine Großmutter und meine eigene Mutter,“ betont rückblickend Stephanie von Lingen. „Von diesen starken Frauen, stellt sie weiter fest, „habe ich früh gelernt, wie wichtig es ist, auch als Frau berufliche Ziele zu haben und den eigenen Lebensunterhalt selbst zu verdienen.“ Für sie selbst habe die Hannoversche Landeskirche gute berufliche Entwicklungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten, trotz Familienarbeit und damit verbundener Teilzeitbeschäftigung geboten. Stephanie von Lingen: „Ich würde mir wünschen, dass dies heute für junge Frauen und Männer in vielen Arbeitsbereichen gang und gäbe wäre, damit sich Familienphase/Eltern- und Teilzeit und die Möglichkeiten, sich beruflich weiterzuentwickeln sowohl für Männer als auch Frauen nicht gegenseitig ausschließen.“ Das stellenteilende Leitungsamt in der Superintendentur sei für die Landeskirche noch ein Pilotprojekt. Stephanie von Lingen berichtet, dass für sie selbst und für ihren Mann eine sehr gute Entscheidung gewesen ist, sich die Leitung zu teilen. Einen Automatismus für mehr Gleichberechtigung auf Führungsebenen sieht sie allerdings nicht. Stephanie von Lingen: „Also braucht es auch weiterhin gesetzliche Regelungen“. Sie rät Frauen sich zu qualifizieren, zu vernetzen, sich gegenseitig zu ermutigen und kollegial zu beraten. Die Superintendentin macht im Gespräch deutlich, dass es gerade dann sehr hilfreich wäre, untereinander Solidarität zu zeigen, wenn Frauen bestimmte Position erreicht haben, oder auf dem Weg dorthin sind. Stephanie von Lingen: „ Und ich musste als Frau lernen zu delegieren und mit mir selbst, nicht nur mit anderen, fehlerfreundlicher zu werden. Wenn etwas schief geht aus Fehlern lernen. Wieder aufstehen, Krönchen richten und selbstbewusst weitergehen“. „Unterscheiden lernen, ob jemand mit Kritik meine Arbeit meint oder meine Person und akzeptieren, dass ich andere auch mal enttäuschen muss oder auch um Unterstützung bitten darf.“ „ Für alle diese Dinge sind die wenigsten Frauen in unserer Generation erzogen worden. Da mache ich mir begründete Hoffnung, dass sich einiges in der jetzigen Generation junger Frauen und auch Männer weiter entwickeln wird“.
In der sich nach dem Referat anschließenden intensiven Diskussion wurden nicht nur die Aussagen von Stephanie von Lingen bekräftigt, es wurden auch die tatsächlichen Gelegenheiten im jeweiligen persönlichen Umfeld der Frauen betrachtet. Einig waren sich alle, dass da noch viel „Luft nach oben“ sei und dass es noch viel mehr Frauen geben müsste, die auch nach oben wollen und die Auseinandersetzung in der dünnen Luft da oben nicht scheuen. Die „eine richtige“ Patentlösung wurde an diesem Nachmittag nicht gefunden, klar wurde aber auch, dass nur durch Veränderung eingefahrener Sichtweisen von Männern und Frauen gewollte Bewegung entstehen kann. „ Bewegung an sich, soll ja sehr gesund sein“, so Hildegard Pavel stellvertretend für den Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen im Unterbezirk Northeim-Einbeck Sylvia Vann und Merle Haas, die sich schon jetzt auf das 3. Apfelbaumgespräch im nächsten Jahr freuen!
Fotos: Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen