Northeim (hakö). Nicht nur an Stammtischen, in Cafés und Gartenlauben, auch im Talk mit dem Nachbarn gehen in dieser Zeit die Themen nicht aus. Beim Rundgang durch die Innenstadt beobachtet man Menschentrauben, die offen über "ihr Northeim" sprechen und dabei ihren Gedanken, ihren Sorgen und Bedenken freien Lauf lassen. So auch beim Herbstzauber des Northeimer Marketing-Vereins am vergangenen Sonntag. Ein Dauerthema ist die unerträgliche Verkehrssituation, die Langzeitbaustelle Harztor. Kopfschütteln auch über die ständigen (Voll-)Sperrungen im Zuge des A7-Ausbaus. Die Belastungen sind inzwischen unerträglich für die Ortsteile, kaum noch hinnehmbar die Verzögerung der Maßnahme. "Das lockt keine Touristen in die Stadt und an die Seenplatte", hört man.
Längst verschwunden hinter dichten Zweigen ist das Hinweisschild "See-Terrassen". Unglaublich der Zustand beim Blick auf den Parkraum vor dem einst so beliebten Restaurant. Wo bleibt die Pflege durch die öffentliche Hand? Die rostigen Förderbänder des Kiesabbaus sind kein Hingucker und schrecken See-Besucher eher ab bei der Anfahrt zur Seenplatte. Eigentlich nicht hinnehmbar sei das überwucherte Grundstück am ehemaligen BOOTVERLEIH gegenüber der renommierten Technikakademie Northeim, Bundesfachzentrum Metall und Technik. Kein einladendes Umfeld für Absolventen und Ausbilder, aber auch Spaziergänger über den Rhumedeich. Das Bootfahren war einst so beliebt. Wo sind eigentlich die japanischen Kirschbäume an der Ortsdurchfahrt in Höckelheim geblieben? Eine Nacht- und Nebelaktion hat die "kranken"(?) Bäume, einst in voller Blüte der ganze Stolz des Northeimer Ortsteils, verschwinden lassen. Ohne Kommentar der zuständigen Ämter. Die desaströse Beschaffung eines Großteils der innerörtlichen Straßen geben immer wieder Stoff für Diskussionen unter Autofahrern. Ebenso die steigende Zahl der Leerstände und die Tatsache, dass es in der einst so stolzen, vorzeigbaren Kreisstadt doch tatsächlich einen imposanten Bürgerbrunnen von 1992 auf dem Münsterplatz gibt, der, so scheint es, die Wasserzufuhr glatt ablehnt. Wer dreht den Hahn wieder auf?
Wer gibt dem Reddersen-Haus, Sitz der Northeim-Touristik, einen neuen Außenputz, endlich einen farbenfrohen Anstrich, eine nicht unwichtige PR-Maßnahme. Geschäftsführerin Helvi Ritter und ihr engagiertes Team sind ein wichtiger Leuchtturm weit über die Stadtgrenzen hinaus. Weite Bevölkerungsteile bemängeln die Tatsache, dass es in der Verwaltung angeblich an Personal mangele. Keiner würde sich ein Bild über Mängel im Stadtbild machen. So sind Ratsmitglieder auch aus den hinteren Reihen aufgefordert, Ideen einzubringen und für "Bewegung" zu sorgen in den Fraktionen. Was wird aus der Waldbühne nach Corona? Northeim hat sie, die Ressourcen zum Überleben, um die uns andere Städte gleicher Größe beneiden, das wird laut ausgesprochen. Da ist das beeindruckende Fachwerk, das Theater der Nacht, die CityCenter-Einkaufspassage, einen ideenvollen, hoch motivierten Einzelhandel in der schmucken Fußgängerzone und in der Mühlenstraße, stets um Aufmerksamkeit bemüht und ein intaktes Vereinsleben. Was fehlt, ist ein Angebot für die Jugend, wie zum Beispiel Diskotheken. Eine neue Sporthalle wird kommen, ebenso wohl Amazon. Befürchtet wird die Zunahme der Lieferanten auf den Straßen rund um Northeim. Die Stadt, so einige kommunalpolitisch interessierte Bürger, sollte sich fragen, ob man mit der Ansiedlung wirklich punkten kann.
Am 16. Oktober wird PENNY am Kreisel schließen, wie aus dem Kreis der Belegschaft verlautete. In einem Jahr wird ein Neubau an gleicher Stelle stehen. Wünschenswert wäre ein Engagement in Northeim ansässiger Großunternehmen, um der Stadt wieder ein junges, frisches, zukunftsorientiertes Bild zu geben. Wie in Einbeck, wo unter anderem das Brauhaus und auch die KWS "im Pool" sitzen und das Wohlergehen der Bierstadt im Auge behalten. In Göttingen plant der Duderstädter Unternehmer Hans Georg Näder ein urbanes Mischgebiet neben dem Bahnhof. Northeim liegt im Herzen von Deutschland, liegt verkehrstechnisch einmalig mit der Autobahn und der Ost-West-Achse. Jetzt heißt es für Politik und Verwaltung: Nicht reden, sondern machen!
Fotos: Hartmut Kölling