Northeim (red). Gewalt gegen Menschen mit Behinderung bleibt ein gesellschaftliches Tabuthema – das machte der Verein Pro Inklusion e.V. mit dem Runden Tisch am 27. März in eindrucksvoller Weise deutlich. Unter dem Titel „Stark und Sicher: Gewaltprävention für Menschen mit Behinderung“ diskutierten rund 40 Teilnehmende engagiert über ein Thema, das bislang viel zu selten im Fokus der Öffentlichkeit steht.
Den Auftakt der Veranstaltung bildete ein informativer Vortrag von Herrn Tzschentke von den Harz-Weser-Werken in Bad Sachsa. Er setzte sich unter anderem mit der grundlegenden Frage auseinander, was Gewalt überhaupt bedeutet – und eröffnete damit den Raum für einen offenen Austausch, der sowohl von persönlichen Erfahrungen als auch von fachlichen Einschätzungen geprägt war.
Besonders bewegend waren die Beiträge der Referentinnen Frau Romanus (EUTB Northeim), Frau Schuller (Lebenshilfe Herzberg) und Frau Neumann (Gleichstellungsstelle des Landkreises Northeim). Sie berichteten nicht nur aus ihrer beruflichen Praxis, sondern auch aus ganz persönlichen Perspektiven. Dabei wurde deutlich, wie vielfältig und oft auch subtil die Formen von Gewalt sein können, denen Menschen mit Behinderung ausgesetzt sind – sei es in Einrichtungen, im häuslichen Umfeld oder im Alltag.
Ein zentrales Fazit des Treffens: Es fehlt vielerorts an konkreten Schutzkonzepten in der Behindertenhilfe. Auch die Ausbildung und Weiterbildung von Fachkräften klammert das Thema Gewalt noch zu häufig aus – eine Lücke, die dringend geschlossen werden muss. Ebenso wurde das Fehlen spezialisierter Hilfsangebote für von Gewalt betroffene Menschen mit Behinderung oder Pflegebedarf kritisch thematisiert.
Das große Interesse und die intensive Diskussion zeigten: Es besteht Handlungsbedarf – und auch die Bereitschaft, diesen gemeinsam anzugehen. Die anwesenden Vertreterinnen und Vertreter der Kommunalpolitik nahmen die geschilderten Missstände aufmerksam auf und zeigten sich offen für weiterführende Gespräche und Initiativen.
„Solche Formate sind enorm wichtig, um Betroffene zu stärken, Fachkräfte zu sensibilisieren und strukturelle Veränderungen anzustoßen“, betonte der Vorstand von Pro Inklusion e.V. am Ende der Veranstaltung. Der Runde Tisch sei ein bewährter Ort des Austauschs, an dem gesellschaftlich relevante Themen regelmäßig in die Öffentlichkeit getragen werden.
Der nächste Runde Tisch findet am 5. Mai in Einbeck in der Tango-Brücke statt und trägt den Titel „Mobilität für alle – Alltag ohne Hürden“. Interessierte können sich per E-Mail an
Weitere Informationen über den gemeinnützigen Verein, seine Projekte und Mitmachmöglichkeiten gibt es online unter www.proinklusion-northeim.de.
Foto: Pro Inklusion